Hier möchte ich mal eine Bahnreise mitmachen.
Zwei Re 460 der SBB überqueren soeben den Ticino-Fluss kurz hinter den zwei Kehrtunnels in der Biaschina auf der Stecke der Gotthard-Bahn.
Ich könnte mir da eine schöne Reise vorstellen...
Die Gotthard Route ist eine faszinierende Strecke. Ob man nun den eigenen PKW oder die Bahn benutzt, man ist beeindruckt durch all diese Brücken, Tunnels, Bahntrassen, Strassen, die überragenden Berge, Flüsse, die Lawinenverbauungen, die niedlichen Weiler...
Die Strassen über und durch den Gotthard Pass sind gewaltige Werke. Wenn man in Airolo zurückblickt zum Gotthardmassiv, schmerzen die Narben in der Landschaft vielleicht, doch auf der anderen Seite war und ist die Strassen-Verbindung wichtig und die Technik imponiert.
Nach heftigen Diskussionen und viel Lobbying wurde 1866 der Bau einer Eisenbahnlinie durch den Gotthard beschlossen.
Nach Staatsverträgen mit den Nachbarn Italien und Deutschland begann man 1873 mit dem Bau der ersten Strecken. 1882 wurde der Verkehr zwischen Immensee (Kt Zug) und Chiasso aufgenommen. Die Baukosten wurden massiv überschritten, was Nachverhandlungen mit den schweizerischen, deutschen und italienischen Geldgebern und zum Teil Verzicht auf Doppelspur notwendig machten.
Kurz nach Inbetriebnahme wurde die Bahn elektrifiziert und auf Doppelspur erweitert. Elektrische Energie wurde 1920 durch die Kraftwerke in Amsteg mit Wasser aus dem See im Pfaffensprung (unterhalb Wassen) und Piotta mit Wasser vom Ritomsee erzeugt. Bereits 1922 fuhren die Züge zwischen Luzern und Chiasso elektrisch. Zurzeit, mit dem Projekt NEAT, wird an einer neuen, schnelleren Bahnlinie gebaut. Wichtiges Teilstück ist der 50 km lange Basistunnel zwischen Bodio und Amsteg womit auch ein wesentlicher Teil der Steigungen entfällt.
Die Konstruktion der Geleise-Anlagen und der Brücken und Tunnels erforderte gewaltiges Ingenieurwissen. Technisch stellten sich zur Zeit des Baus der Linie Aufgaben, die noch nie zuvor gelöst werden mussten. Der Haupttunnel war der längste der je gebaut wurde. Damit die Steigung unter den akzeptablen 3% gehalten werden konnte, wurden "Kehrtunnels" (360° Tunnels mit 300 m Radius und 3% Steigung) gebaut. Im untenstehenden Diagramm ist die Steigung von Erstfeld nach Göschenen ersichtlich: 630 m auf einer Distanz von 19 km. Von Airolo nach Biasca sind es wiederum 800 m auf 36 km.
177 Arbeiter haben ihr Leben verloren (die meisten von ihnen waren Italiener). In der Nähe des Bahnhofs Airolo befindet sich ein Denkmal.
Zwei Re 460 der SBB überqueren soeben den Ticino-Fluss kurz hinter den zwei Kehrtunnels in der Biaschina auf der Stecke der Gotthard-Bahn.
Ich könnte mir da eine schöne Reise vorstellen...